Nipptide

Wodurch entsteht eine Nipptide?

NipptideDas periodische Auf und Ab, die täglichen, sich wiederholenden Wasserstandsschwankungen der Ozeane und ihrer zahlreichen Randmeere (Lorenzen-Schmidt u.a., 2006) werden als ›Tiden‹ oder ›Gezeiten‹ bezeichnet. Der Begriff ›Tide‹ bedeutet ›Zeit‹ (niederdeutsch = tiet; niederländisch = tijd). Für den regelmäßigen Wechsel von Ebbe und Flut ist ein komplexes Zusammenspiel der Gravitations- und Zentrifugalkraft (Massenanziehung und Fliehkraft) der Planeten Sonne, Mond und Erde verantwortlich. Bei günstiger Position des Mondes zur Erde entsteht durch die Anziehungskraft (Gravitation) des Mondes auf der ihm zugewandten Erdseite ein Flutberg. Diese Anziehungskraft des Mondes ist größer als die in entgegengesetzte Richtung wirkende Fliehkraft der Erde. Das Wasser flutet zur Küste, es entsteht Hochwasser. Da die Erde sich gleichzeitig auch um die eigene Achse dreht, entsteht auf der dem Mond abgewandten Erdseite ebenfalls ein Flutberg, der durch die Fliehkraft (Zentrifugalkraft) der Erde ausgelöst wird. Diese Fliehkraft ist größer als die gleichzeitig vorhandene Anziehungskraft des Mondes. Die Differenz aus beiden Kräften erzeugt die Gezeiten (Tiden). Wenn das Planetensystem Sonne-Erde-Mond auf einer gemeinsamen Achse liegt, kommt es zu einer sogenannten Springtide, bei der sich die Gravitationskräfte des Systems ›Erde-Mond‹ und ›Sonne-Mond‹ addieren (Kölmel, 2016). Der Tidenhub (Differenz aus dem unteren und dem oberen Pegelstand) ist am gemessenen Standort besonders hoch. Eine ›Nipptide‹ (sehr geringer Tidenhub) ist gewissermaßen das Gegenteil einer Springtide.

Die gezeitenerzeugenden Kräfte der Planeten wirken im Verlauf einer Nipptide durch ihre besondere Konstellation in entgegengesetzte Richtungen. Die Gravitationskräfte heben sich teilweise auf. Durch ihre Stellung zueinander üben die Gravitationskräfte von Sonne und Mond die geringste Wirkung aus, sie behindern sich gewissermaßen gegenseitig. Von der Erde aus gesehen, bilden Sonne und Mond mit der Erde einen rechten Winkel. Dies trifft in den Zeiten des Halbmondes zu, da die Gravitationskräfte von Sonne und Mond die geringste Wirksamkeit auf die Wassermassen ausüben. Die Flutberge schwächen sich ab; die auftretende Tide hat bei auflaufendem Wasser ein niedrigeres Tidehochwasser und bei ablaufendem Wasser ein höheres Tideniedrigwasser als bei einer normalen Tide (Kramer, 1989).

© Fotografie | Dieter Johannsen

Literaturverzeichnis

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