Allerheiligenflut 1570

Die Allerheiligenflut von 1570 ließ viele Dörfer verschwinden

Allerheiligenflut 1870 - Dagebüll | Sturmflut im HafenMit dem Fortschreiten der Zeit nimmt auch die Verfügbarkeit des Quellenmaterials zu; so auch die Anzahl bekannter und weniger bekannter Chronisten: Die ›Allerheiligenflut 1570‹ geht in die Geschichte der Niederlande als die verheerendste Überschwemmung vor dem 20. Jahrhundert ein. Sie traf die Nordseeküste von Flandern an der belgischen Küste, mit großer Wucht die Niederlande und ging hoch bis nach Jütland, in Dänemark. Die Wirkungen seien spürbar gewesen von Calais bis hoch nach Norwegen (Harth, 1992). Das Zentrum der Allerheiligenflut von 1570 lag freilich an der niederländischen Nordseeküste. Die zu jener Zeit bestehende Höhe der Deiche war mehr als ungenügend, kaum höher als 1,80 m bis 2,80 m. Sie wurden an zahlreichen Stellen von den wütenden Wassermassen überrollt. In zahlreichen Schriften seien umfangreiche Berichte abgefasst worden (Egidius, 2003). Besonders diejenigen des Chronisten Friedrich Arends, so Egidius, hätten sich am ausführlichsten mit den Auswirkungen der Hochwasserflut von 1570 in den Niederlanden beschäftigt und seien dabei auch auf die Ereignisse in Flandern, Holland, Seeland, Friesland und Groningen eingegangen. Schwer getroffen habe es Ostfriesland. An vielen Stellen seien die Deiche durchbrochen worden. Zahlreiche Menschen und unzähliges Vieh kamen in den Fluten um.

Am Morgen der Allerheiligenflut 1570 hatte der Domänenrat in Bergen op Zoom (Verwaltungsbehörde) zwar vor einer sehr starken Flut gewarnt. Doch besonders wirkungsvoll schien diese Warnung nicht gewesen zu sein, denn die meisten Opfer waren unvorbereitet. Außerdem waren die Deiche als Folge des 80 Jahre währenden ›Spanisch-Niederländischen Krieges‹ von 1568 bis 1648 gegen die spanischen Besatzer stark vernachlässigt. So verwundert es nicht, dass während der Allerheiligenflut von 1570 bis zu 80 Prozent der Niederlande überflutet wurden.

Die Pegelstände lagen mehr als 4 m über dem mittleren Hochwasser, zahllose Deiche und unzählige Häuser wurden zerstört. Rund um Antwerpen verschwanden vier Dörfer »unter einer dicken Schicht Schlick«. Etwa 20.000 Menschen kamen ums Leben, Zehntausende wurden obdachlos. In einer einzigen Nacht wurde alles in eine »wilde Wasserwüste« verwandelt. Der holländische Chronist Antorff sprach von »greulicher Wassernoth und Verderben« die als eine Strafe Gottes anzusehen sei – eine Betrachtungsweise, die zu jener Zeit aus dem Zusammentreffen von Katastrophe Gedenktag ›Allerheiligen‹ abgeleitet wurde.

© Fotografie | Dieter Johannsen

Literaturverzeichnis

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