Allerheiligenflut 1532

Die Allerheiligenflut von 1532 gilt als die schwerste Sturmflut des 16. Jahrhunderts

Allerheiligenflut 1532 | Sturmflut im Dagebüller HafenVergleicht man die Allerheiligenflut von 1532 mit derjenigen von 1436, so lässt sich feststellen, dass die Berichte aus dem 16. Jahrhundert schon deutlich differenzierter und zuverlässiger sind als jene aus dem 15. Jahrhundert. So gilt die Allerheiligenflut von 1532 nach Meinung vieler Chronisten als die verheerendste Sturmflut des 16. Jahrhunderts, die sich an der belgischen, der niederländischen und der deutschen Küste erreignet hat. Sie sei, so der Chronist Friedrich Arends, aus einem Nordweststurm entstanden, so dass die zwei Jahre zuvor nach der Flut vom 5. November 1530 (ebenfalls als Allerheiligenflut bezeichnet) wiederhergestellten Deiche nicht widerstehen konnten und an vielen Stellen zerbrachen (Egidius, 2003). Auf der Halbinsel Süd-Beveland, die in der niederländischen Provinz Zeeland liegt, liefen in der ›Herrlichkeit‹ Borselen (selbstständiges Gebiet mit eigener Rechsprechung in den Niederlanden) sechs Dörfer, ebenso fast alle Inseln der Provinz sowie Oostwateringe mit mehreren Poldern (eingedeichte, niedrig gelegene Gebiete in der Nähe von Gewässern) unter Wasser. Die Dörfer waren erst ein Jahr zuvor bedeicht worden.

Allein auf Nordstrand habe die Flut 1600 Menschenleben gefordert. Anderen Quellen sind 1500 oder auch 1900 Opfer zu entnehmen. Zahlreiche tiefe Wehlen seien auf Nordstrand entstanden (Gemeint sind hier von Sturmfluten verursachte Deichbrüche, die auf der Binnenseite kleine, aber tiefgründige Teiche haben entstehen lassen). Sehr schwer getroffen wurden sowohl der Ockholmer Koog als auch die Wilstermarsch, die »fast zu einem wüsten Land gemachet« sei (Fischer u. Müller, zit. nach Harth, 1992, Seite 65). Auch die Halligen seien mit großer Wahrscheinlichkeit schwer getroffen worden, obwohl diese, so Ulli Harth (a.a. O., Seite 65), in den Berichten nur selten oder gar nicht auftauchten.

Die Allerheiligenflut von 1532 habe nach Angaben von Boetius (Harth, 1992) von dieser Zeit an bei vielen Menschen ein hohes Maß an Schrecken und Entsetzen hinterlassen, so dass die gewaltige Katastrophe zu einer Art Epoche geworden sei, »nach der sie bald darauf ihre und ihrer Kinder Jahre berechneten; auch bestimmten sie zur Erinnerung an das große Ereignis für diesen Tag jährliche Bußtage« (Boetius, zit. nach Harth, 1992, Seite 65).

© Fotografie | Dieter Johannsen

Literaturverzeichnis

Abbildung