Alkoven

Der Alkoven ist eine kleine Bettnische

AlkovenIn Norddeutschland etwa ab dem Spätmittelalter (ca. 1250 – 1500) und mehr noch in den schleswig-holsteinischen Bauernhäusern des 18. Jahrhunderts war nicht selten anstelle einer Schlafstube für die Nacht ein Alkoven zu finden. In Ostfriesland wurde eine solche Schlafstätte als ›Butz‹ oder ›Butze‹ bezeichnet. Dabei handelte es sich um eine fensterlose Bettnische, welche in die Wand eingelassen und »durch Vorhänge, Schiebe-, Klapp-, oder Flügeltüren vom Hauptraum abgetrennt waren« (Rüther, S. 177, 1999). Dies schien durchaus praktisch zu sein, konnte man doch während des Tages die Nische verschließen. Zunächst waren solche Bettnischen nur in Häusern wohlhabender Bauern, später auch vermehrt in den Häusern der ärmeren Landbewohner zu finden.

In Nordfriesland war der Alkoven meist Teil eines beheizbaren Döns. Von dort konnte aus konnte die Schlafnische durch eine kleine Öffnung erreicht werden. Sie wurde, um Wärme zu sparen, hinter bzw. als Teil der Wand gebaut. Hatte man die Schlafstätte geschlossen, blieb sie relativ unauffällig und hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Schrank. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein galt Nordfriesland als eine Region, die äußerst entlegen war und als öde und trostlos galt. Dann setzte allmählich der Wandel ein, traditionelle Lebensformen wurden mehr und mehr in Frage gestellt und den städtischen Gewohnheiten angepasst.

Der Deezbüller Maler Carl Ludwig Jessen (1833 – 1917) nahm sich vor, gegen den Verlust traditioneller Lebensformen der Nordfriesen anzumalen. So ist etwa in dem Bild ›Stube von Klockries‹ von 1877 ein verschlossener Alkoven zu sehen, einem Schrank ähnlich, vor dem drei Stühle aufgereiht sind, links daneben befindet sich ein gusseisernen Bilegger, der mit dem Herd der angrenzenden Küche verbunden ist.

Wie schlief man nun in einem Alkoven? Wegen der verhältnismäßig kleinen Abmessungen konnte man sich dort lediglich halb sitzend, halb liegend aufhalten. Der Rücken wurde zu diesem Zweck mit Kissen ausgepolstert. In der Regel schliefen zwei Erwachsene im Alkoven, während die Kinder davor oder auch an Wandbetten der Diele schliefen. Unter der Schlafebene des Alkovens befand sich häufig ein Hohlraum, welcher als Vorratsfach verwendet werden konnte.

© Fotografie | Dieter Johannsen

Literaturverzeichnis

Abbildung